Das speisten die „Titanic“-Passagiere vor ihrem tragischen Untergang
Das letzte Menü an Bord des legendären Unglücksschiffs

Es mag zwar mehr als 100 Jahre her sein, dass die RMS „Titanic“ auf ihrer Jungfernfahrt an einem Eisberg zerschellte. Doch die Geschichte des luxuriösen Schiffes fasziniert bis heute. Der Untergang, bei dem in der Nacht auf den 15. April 1912 mehr als 1.500 Menschen starben, gilt als eine der tragischsten Seekatastrophen aller Zeiten. Hier werfen wir einen Blick auf die Reise – und vor allem das Essen – an Bord des legendären Unglücksdampfers.
Warum sind wir derart fasziniert?

Beim Untergang der „Titanic“ spielten viele Faktoren zusammen: Die Behauptung, das zur damaligen Zeit größte je gebaute Schiff sei unsinkbar, die ungewöhnliche Wetterkonstellation, die die Eisberge weiter nach Süden trieb, und die fehlenden Rettungsboote trugen allesamt zur Katastrophe bei. Doch es sind die Geschichten der Berühmtheiten an Bord, die schiere Größe und Pracht des Schiffes sowie die offensichtlichen Klassenunterschiede, die die Menschen seit Jahrzehnten in ihren Bann ziehen.
Die Essensvorräte auf der Titanic

Die „Titanic“ war das luxuriöseste Schiff, das jemals einen Hafen verlassen hatte, und das Essen an Bord machte einen großen Teil ihrer Attraktivität aus. Für fast alle Passagiere, ausgenommen jener, die im „A la carte“-Restaurant speisten, waren Mahlzeiten im Ticketpreis inbegriffen. Um 2.200 Menschen eine Woche lang zu versorgen, waren die Speisekammern vollgestopft: Zu den üppigen Vorräten zählten 34 Tonnen Fleisch, 5 Tonnen frischer Fisch, 40 Tonnen Kartoffeln, 40.000 Eier, 7.000 Salatköpfe, 4.500 Kilogramm Zucker, 250 Fässer Mehl, 36.000 Äpfel, 6.800 Liter Milch und 15.000 Flaschen Bier.
Das Leben in der dritten Klasse

Die Reederei machte mit den „Titanic“-Tickets das Geschäft ihres Lebens. Viele, die auf ein neues Leben auf der anderen Seite des Atlantiks hofften, checkten im so genannten Zwischendeck, der dritten Klasse ein. Sie ähnelte der zweiten Kategorie anderer Dampfschiffe, war aber auch teurer. Es gab zwei bescheidene Speisesäle, Gemeinschaftsräume, Platz an Deck und sogar fließendes Wasser und Strom (für viele ein Novum). Die auf diesem Bild abgebildeten Kabinen zeigen die Kojen für allein reisende Männer in der Nähe des Bugs. Frauen und Familien waren auf der Heckseite des Schiffes untergebracht.
Das Essen in der dritten Klasse

Die Speiseräume waren im Vergleich zur ersten und zweiten Klasse schlicht, aber für die Passagiere der damaligen Zeit dennoch luxuriös. Denn bei anderen Schiffen musste man seine Verpflegung selbst mitbringen. Die Essbereiche waren weiß gestrichen, von der Seite kam Licht herein. Man saß auf Holzstühlen an langen Gemeinschaftstischen, die Wände waren emailliert. Auf diesem Foto ist der Speisesaal der dritten Klasse auf dem Schwesterschiff der „Titanic“, der RMS „Olympic“, von 1911 zu sehen, der beinahe identisch war.
Das Essen in der dritten Klasse

Die Mahlzeiten waren für die dritte Klasse von erstaunlich guter Qualität. Die White Star Line, die die „Titanic“ betrieb, stellte täglich frisch gebackenes Brot und Obst bereit. Das Essen war besser als jenes, das sich viele der Passagiere zu Hause leisten konnten. Die auf diesem Foto abgebildete Familie Goodwin hatte auf der „Titanic“ gut gespeist. Als das Schiff sank, kamen jedoch unverhältnismäßig viele Passagiere des Zwischendecks ums Leben, darunter auch Frederick Goodwin, seine Frau und die Kinder.
Frühstück in der dritten Klasse

Mittagessen in der dritten Klasse

Tee und Abendessen in der dritten Klasse

Das letzte Abendmahl in der dritten Klasse

Das Leben in der zweiten Klasse

Das Essen in der zweiten Klasse

Frühstück in der zweiten Klasse

Frühstück in der zweiten Klasse

Mittagessen in der zweiten Klasse

Mittagessen in der zweiten Klasse

Zum Nachtisch kamen Tapiokapudding, Apfelkuchen, frisches Obst, Käse und Kekse sowie Kaffee auf den Tisch. Die amerikanischen und britischen Gerichte, die in derselben Kombüse wie jene der ersten Klasse zubereitet wurden, ergaben ein herzhaftes Mittagessen – wenn auch weniger elegant als im „A la carte“-Restaurant zwei Decks darüber.
Das letzte Abendmahl in der zweiten Klasse

Das letzte Abendmahl in der zweiten Klasse

Das Leben in der ersten Klasse

Erste-Klasse-Gäste der „Titanic“, wie die amerikanische Society-Lady Molly Brown (im Bild), bekamen nur das Beste und schlemmten jeden Tag wie Könige und Königinnen. Die reichen und oft prominenten Passagiere konnten sich die erste Klasse ohne Mühe leisten. Ein Ticket kostete damals zwischen 30 und 870 Pfund, was nach heutigem Geldwert 2.700 bis 76.000 Pfund (3.200-90.000 Euro) wären. Ganz dem damaligen Zeitgeist entsprechend war das Essen französisch mit britischen und amerikanischen Einflüssen.
Das Leben in der ersten Klasse

Essen in der ersten Klasse

Der riesige, jakobinisch inspirierte Speisesaal befand sich in der Mitte des Schiffes, damit die Gäste ihn schnell und unkompliziert erreichen konnten. Er hatte weiß gestrichene Holzvertäfelungen und schöne Bleiglasfenster verdeckten die Bullaugen. Die Tische waren für zwei bis acht Gäste gedeckt. Wenn es Zeit war, in den Empfangsraum zu gehen, ertönte ein Signalhorn, danach wurden Cocktails als Aperitifs gereicht. Das Frühstück wurde von 8-10 Uhr serviert, Mittagessen von 13-14.30 Uhr und Abendessen von 19-20.15 Uhr. Hier abgebildet ist der Speisesaal der RMS „Olympic“.
Essen in der ersten Klasse

Wer noch etwas mehr Geld locker hatte, reservierte einen Tisch in Luigi Gattis exklusivem „Ritz“-Restaurant (im Bild). Der elegante Raum war komplett mit aus französischem Walnussholz getäfelten Wänden und Panoramafenstern ausgestattet. Kleine Tische wurden von Kristalllampen beleuchtet und die Gäste konnten zwischen 8 und 23 Uhr jederzeit essen, was das Lokal zu einer beliebten Wahl machte. Gatti und der Großteil des Küchenpersonals starben beim Untergang der „Titanic“.
Essen in der ersten Klasse

Frühstück in der ersten Klasse

Mittagessen in der ersten Klasse

Mittagessen in der ersten Klasse

Das letzte Abendmahl in der ersten Klasse

Das letzte Abendmahl in der ersten Klasse

Das letzte Abendmahl in der ersten Klasse

Die Speisekarten sind heute ein Vermögen wert

Noch heute fasziniert die Titanic die Massen, insbesondere der Glamour und die Opulenz des Schiffes. Als 2018 eine Speisekarte des ersten Mittagessens in der ersten Klasse versteigert wurde, brachte dies 131.097 Dollar (115.900 Euro) ein. Sie war auf den 12. April 1912 datiert und gehörte dem Zweiten Offizier Charles Lightoller. 2012 wurde die letzte Mittagskarte für 99.670 Dollar (88.100 Euro) verkauft. Auf diesem Bild ist eine Speisekarte der ersten Klasse zu sehen, die 2012 im Auktionshaus Bonhams in New York ausgestellt wurde.
Mehr: Diese spektakulären Titanic-Schätze überlebten das Schiffsunglück
Luxus-Essen zum 100. Jahrestag

Das Titanic-Menü heute

Wer Lust hat, heute noch wie auf der Titanic zu schlemmen, kann dies im Rayanne House in Belfast, Nordirland, tun, wo die Titanic gebaut wurde. Hier wird ein neungängiges Titanic-Menü geboten, das jenem der ersten Klasse ähnelt. Teil des Luxus-Dinners sind pochierter Lachs mit Mousseline-Sauce, Filet Mignon mit Gänseleber und Trüffel sowie gewürzte Pfirsiche in Chartreuse-Gelee.
Entdecken Sie jetzt diese spektakulären Bilder des legendären Unglücksschiffs
Comments
Do you want to comment on this article? You need to be signed in for this feature